26.02.2010
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Wenn der Stromzähler mitdenkt
„Smart Meter“ sind auf dem Vormarsch – Vernetzt mit der Gebäudeautomation des KNX Standards sorgen sie für mehr Transparenz und Effizienz
Frankfurt/Main.Seit Anfang des Jahres haben die Deutschen das Recht auf einen intelligenten Stromzähler, einen so genannten „Smart Meter“. Ab 2011 müssen die Energieversorger außerdem flexible Tarife anbieten. Aber was genau steckt hinter dem Ziel, Europa flächendeckend mit diesen Zählern auszustatten? Zeitnahes Ablesen der Verbrauchsdaten online, eine exakte monatliche Rechnungsstellung ohne erhöhte Abschläge oder teure Nachzahlungen, Nutzung günstiger Tarife zu Zeiten mit geringer Auslastung des Stromnetzes – das sind nur einige Vorteile. In der Technik steckt aber weit mehr Potential, vor allem, wenn man die allgegenwärtigen Forderungen nach mehr Energieeffizienz und die Nutzung alternativer Energien berücksichtigt.
Mit seinem „E-energy“ Programm fördert das Bundesministerium für Wirtschaft die Entwicklung neuer Lösungen rund um eine flexible Steuerung des Energiebedarfs auch mithilfe intelligenter Zähler. Eine Reihe von Projekten befindet sich bereits in der Testphase. So können zum Beispiel die Geräte der Cuxhavener Kühlhaus GmbH messen, wann im Stromnetz ein Überschuss an Energie vorhanden ist. Das kommt vor allem dann vor, wenn die zahlreichen Windräder in der Region bei starkem Wind auf Hochtouren laufen. Der Zähler bekommt die Information: Jetzt ist günstiger Strom vorhanden. Die Kühlaggregate springen an und kühlen die Lagerhäuser auf bis zu -25 Grad herunter. Dank der guten Dämmung kommen die Kühlräume dann mehrere Tage ohne Strom aus.
In Zukunft sollen auch Privathaushalte dieses System nutzen und nur bei günstigem Strom beispielsweise ihren Kühlschrank kühlen oder die Waschmaschine einschalten. Um ihre Informationen mit dem intelligenten Zähler auszutauschen, müssen die Hausgeräte mit einem Bussystem vernetzt sein. Zum „E-energy“-Projekt gehört auch der „EEbus - die Hausgerätevernetzung für ein effizientes Energiemanagement“. Dieser basiert auf den etablierten Busstandards, zum Beispiel dem weltweiten Standard KNX. Über diesen Standard lassen sich Geräte und Funktionen wie Licht, Lüftung, Heizung, Küchengeräte und Home Entertainment verbinden. Sensoren übermitteln außerdem die Temperatur, Helligkeit, den Öffnungszustand der Fenster und vieles mehr.
All diese Informationen verarbeitet das intelligente System. Es kann so eingestellt werden, dass es die Heizung herunterregelt, wenn die Sensoren geöffnete Fenster signalisieren. Diese Technik ist bereits seit vielen Jahren erfolgreich im Einsatz. Genau nach dem gleichen System kann der Busstandard künftig auch den Strom an- und ausschalten – je nachdem, welche Informationen der intelligente Zähler sendet. Ein weiterer Vorteil für das Energiemanagement: Auf dem Display des Touchpanels lassen sich die Verbrauchskurven genau darstellen und analysieren.
Und nicht nur für Strom, auch für andere Energiequellen ist eine solche Regelung möglich. Mit der gemeinsamen „Open Metering Initiative“ entwickeln der Herstellerverband des Gas- und Wasserfachs figawa, KNX sowie der Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) ein Open Metering System (OMS). Das Ziel von Open Metering ist die Förderung von offenen, herstellerübergreifenden Geräte- und Schnittstellenstandards und deren Anwendung. So soll auf Basis der Technologie von KNX ein europaweit einheitlicher Standard entstehen, der den gesamten Energieverbrauch effizient regelt.